Carines Reisebericht

 

Am Ende der Welt

Reisebericht Antarktis

 

09.02.2015-28.02.2015

 

von Carine Dessemontet

 

 

Mittwoch, 11.02.2015

 

Am Montag Abend, dem 09.02.2015, sind wir um 19 Uhr aus Ushuaia ausgelaufen und durch den gemütlichen Beagle-Kanal Richtung offenes Meer getuckert. Es war schön ruhig... Dann ging‘s ins Bett nach all der anstrengenden Anreise, dem schwül-heissen Buenos Aires mit seinen schäbigen Hochhäusern, den mit Klimakästen verschandelten Fassaden. Und um 5 Uhr morgens ein jähes Aufwachen: Es schwankte! Und das ganz tüchtig. Ich fragte mich kurz, ob ich am nächsten Tag, denn auch wirklich aufstehen sollte und schlief wieder ein.

 

Ich stand dann auf. Unter strahlend blauem Himmel schwankte und rollte das Schiff den noch weit entfernten Falklandinseln entgegen. Während Bettina den Schiffsarzt schon mal für ein Pflästerchen anging, machte ich es mir auf dem Deck, in eine Decke gewickelt gemütlich. Ein bisschen Lesen, die Sonne und die frische Luft geniessen, es war wie Skiurlaub ohne Berge, dafür mit netten Schäumchen auf dem unruhigen Wasser.

 

Ein herrlicher, ereignisloser Tag auf See mit nichts als Essen, Vorträgen über die Falklandinseln, übers Zodiac-Fahren und mit Gummistiefeln und dicker roter Jacke-Fassen. Und mit einem festlichen Willkommens-Dinner mit dem Kapitän, der uns noch einen kleinen Vortrag über die Route, den nicht vorhandenen Polarkreis und die stürmischen Prognosen hielt und nach eigener Aussage technisch nicht sehr begabt sein soll: Er meinte aber nur den Beamer ...

 

Diese Nacht war fertig mit Rollen, denn wir ankerten vor einer Falklandinsel, um heute Morgen den ersten Landgang zu starten. Und dies bei herrlichster Sonne! Punkt acht stand ich mit wasserfester Hose, Parka, Gummistiefeln, Schwimmweste und Rucksack zum Auschecken bereit. 10° C nur, also schön sommerlich warm.

 

Und: Delfine! Sie sprangen fröhlich um unseren Zodiak herum, schwammen mit uns um die Wette. Nach einem kurzen Spaziergang dann endlich: Pinguine! Der Gestank wehte uns schon von Weitem entgegen, das Geschrei auch. Der Eindruck war gemischt. Zu Hunderten klebten sie oben auf den Klippen, zwischen Felsen und matschiger Erde und ich frage mich, ob die überhaupt schwimmen können... Sie heissen auch Felsenpinguine, sind nur 50 cm hoch, schwarz-weiss, mit schrägem gelben Muster über den Augen; ein bisschen chinesisch also... Und eine Punkfrisur.

 

Ich habe also fotografiert und gleichzeitig versucht, im Matsch nicht auszurutschen und ich war mit beidem erfolgreich. Jetzt sind wir unterwegs zur nächsten Falklandinsel. Aber die Wolken hängen schwer über uns, der Wind ist von 4 auf 7 Beaufort angestiegen. Doch gerade erfahre ich, dass wir den Ausflug auf die nächste Insel doch machen werden...

 

Noch mehr Pinguine in Aussicht :-)

 

 

Freitag, 13.02.2015

 

Gestern haben wir immer noch auf einer Falklandinsel Verwandte der Felsenpinguine besucht. Die haben es schön: Türkisfarbenes Meer umspült sanft lange weisse Sandstrände. Auf den Dünen weht das Tussock-Gras und darin hausen die Magellan-Pinguine, immer festlich gekleidet, mit schwarzem Halsband auf weisser Brust. Und wehe, die Rotjackigen kommen zu nahe! Wie der Wind rennen sie auf kurzen Beinchen die windzerzausten Abhänge hinunter und schwupps sind sie hinter einem Busch verschwunden.

 

Ein paar Mutige gab es doch, die uns am Strand erwarteten, sich mit stolz geschwellter Brust in Pose warfen und auf das unvermeidliche Knipsen warteten. Ob sie dafür ein paar extra Fische erhalten haben, entzieht sich aber meiner Kenntnis.

 

Danach ging es nach Stanley, dem einzigen Ort der ganzen Inselgruppe. Englisch bis ins Mark. Rote Telefonkabine, roter Briefkasten, gut ausgestatteter Supermarkt (mit Lindt-Schokolade!), malerische englische Reihenhäuschen für die Touristen, ein Museum, ein paar Kanonen wegen der Argentinier, ein Friedhof, alles was ein Engländer so braucht. Ach nein:  Das Pub fehlte! Dafür gibt es eigenes Falkland-Pfund und eine eigene Sicherheitskontrolle wie am Flughafen.

 

Danach nix wie weg! Heftige Böen blasen uns um die Ohren, der Tender (nein, diesmal ist kein Zodiac angebracht) hüpft auf den Wellen, endlich auf dem Schiff und schon wird das Anker gelichtet. Ein Orkan naht und wir machen uns schleunigst aus dem Staub. Der Abend ist dann auch bewegt: Beaufort 8, die Wellen überschlagen sich fern und nah, die Gischt spritzt im Speisesaal an die Scheiben hoch, wir schlingern von Berg in Tal und umgekehrt und sind froh, dass unser Kapitän aus Gelsenkirchen kommt und sich also mit Berg und Tal auskennt...

 

Und wir haben noch Glück, denn der Orkan, der weht den Falklandinseln um die Ohren, während wir nun Richtung Süd-Georgien torkeln.

 

Heute morgen sind die Krönchen verschwunden, aber es täuscht. Immer noch taumeln die Wellen aus allen Richtungen, immer noch rollen wir durch die Wassermassen und haben noch immer gut Beaufort 6. Vielleicht denkt der eine oder andere, ich hätte schon alle möglichen Mittelchen geschluckt. Aber nein: Obwohl das Schiff ächzt und knarrt und ich mein Gleichgewichtssinn Tausend Mal schon unter Beweis stellen durfte, geht es mir bestens. Es gibt nichts Schöneres als dieses Wiegen und Rollen! Das hat etwas ungemein Beruhigendes, ja beinahe Einschläferndes. Nur auf dem Crosstrainer war ich nicht ganz sicher, ob ich wegen des Crosstrainers oder wegen der Wellen so schwankte...

 

Aber bald kommt der nächste Vortrag, über Shackleton  diesmal. Und dann das Mittagessen und danach die Kaffeestunde, schliesslich das Abendessen (heute asiatisch) und zuletzt der Schlummertrunk.

 

Es ist See-Tag.

 

 

Samstag, 14.02.2015

 

Heute Morgen dümpelten wir noch etwas gelangweilt dem bergigen Süd-Georgien entgegen und dachten, dass dieses endlose bewegte Nass kein Ende nehmen würde, als auf einmal der Ruf erschallte:

 

Eisberge voraus!

 

Da sprang es von allen Seiten von den Frühstückstischen auf, ein Sturm auf die Kabinen, die Parkas, die Fotokameras, rauf aufs Deck und für die Schwachen rauf in die Observation Lounge. Der Fahrtwind ist eisig, die Finger sind klamm, aber was ist das schon, wenn's um das Eine geht:

 

Eisbrocken, weiss und gross wie Häuser, malerisch rechts, links und vorne auf dunkelgrauem Grund verteilt und hie und da von einem mutigen Sonnenstrahl gestreift.

 

Unsere ersten Eisberge.

 

Aber es sollte noch besser kommen.

 

Gerade vom Mittagstisch aufgestanden oder - wie ich - vom Crosstrainer und auf dem Weg in die Kabine, da, plötzlich, die neue Meldung:

 

Wale voraus!

 

Rein in die Parka, Kamera um den Hals, rauf aufs Oberdeck, raus in den Wind. Böen, klamme Finger, aber das kennen wir ja alles schon...

 

Welch ein Schauspiel: Unzählige Geysire im hügeligen Nass, mal backbord (links), mal voraus, Geysire mit schwarzen Buckeln, nein diesmal gibt es keine schönen Schwänze, es sind Finnwale, eine Horde jagender Finnwale und über ihnen eine eben solche Horde von Albatrossen, braun, weiss, dunkel.

 

Das grosse Fressen unten, das grosse Staunen oben. Wir können uns nicht satt sehen, lange begleiten uns die schwarzen Leiber, die Geysire und wir sie, bis der Kapitän uns wieder daran erinnert, was unser Ziel ist: Süd-Georgien. Mit seinen Bergen (gut, die gibt es auch bei uns), seinen Pinguinen, seinen Robben, seiner verrosteten, verlassenen Walfangstation. Gut für die Finnwale.

 

Mit seinen strengen Vorschriften: Kein fremder Grashalm, kein fremder Samen, kein fremdes Geflügel darf auf die Insel. Keine Zigaretten, kein Big Mac, kein Poulet Salat.

 

Deshalb stehen wir bald in langen Schlangen vor unserer Expeditionsleitung und lassen unsere Parkas, unsere Rucksäcke und wasserfesten Hosen inspizieren. Ich habe brav geputzt und den Test bestanden. Ich darf morgen hoffentlich auf die erste Insel. Wenn die Inselinspektoren es erlauben, denn der zweiten Reinheitstest kommt noch. Und wie unser Kellner sagte, wird jeder zweite zurückgeschickt...

 

Aber das werden wir noch sehen. Bis Mitternacht ist nämlich:

 

Wasser voraus!

 

P.S. Für jene, die sich weiterbilden wollen: Zodiacs sind die netten Gummiboote mit Motor und Tender sind gedeckte Motorboote für beinahe 80 Personen, wenn es denn sein müsste; d.h. für den Notfall und die gemütlich trockene Anlandung. Und rechts heisst steuerbord...

 
 

 

Montag, 16.02.2015

 

Seit gestern besteht unser Leben nur noch aus Einem: Pinguine! Sie erwarten uns schon am Strand, stehen Spalier und drehen und verdrehen neugierig den Kopf, um ja nichts von diesen neuen roten Pinguinen zu verpassen. Tausende, Abertausende bevölkern den Strand, die grasbewachsenen Hänge unter den Gletschern und Felsen. Sie schreien, dass man sie schon von Weitem hört, sie stinken, dass man sie schon von Ferne riecht. Sie glänzen mit ihren weissen Bäuchen mit der Sonne um die Wette und lassen sich von uns kein bisschen aus der Ruhe bringen. Junge watscheln uns entgegen, das noch braune Kleid schon zerfetzt und vom Wind zerzaust. Königspinguine beäugen die Kamera, Eselspinguine umringen uns, sie wollen alle ein Erinnerungsfoto.

 

Es ist Pinguin-Zeit und es ist Robben-Zeit.

 

 Wie grosse Steine liegen sie an der Sonne im Geröll herum und ehe du dich versiehst, hat auch schon ein vermeintlicher Stein den Kopf gehoben und setzt sich wütend in Bewegung. Du störst! Du bist vielleicht gerade auf seinem Weg zum Wasser. Oder irgendein Dummkopf war zu nahe am Baby. Oder du hast den tollen Pinguin da fotografiert, einen Schritt zurück gemacht und noch einen Schritt, der Pinguin muss besser gerahmt werden und schon trittst du jemandem auf die Flosse. Oder fast.

 

Die Babys sehen genau so aus wie auf den unzähligen Fotos, die andere vor dir auch schon geschossen haben. Runder Körper, runder Kopf, runde Augen, sie sind genau so jöööö wie man sich vorgestellt hat. Weniger jööö sind aber die Mütter. Wehe deine spitze Nase gefällt ihr nicht oder deine rote Jacke, so schnell wie die über das Geröll fegt, kannst du mit deinen drei Schichten Kleidung und deinen Gummistiefeln gar nicht rennen. Da hilft nur Eines: Steine klopfen, den Krach mag sie nicht. Dich gross machen, wenn du nicht schon gross genug bist. Und am Besten: Ignorieren und weiter gehen.

 

Es ist Robben-Zeit und es ist See-Elefanten-Zeit.

 

Furchterregende 3 Tonnen Fleisch liegen in der Sonne und es ist sehr beruhigend zu wissen, dass sie vom Wachsen (eine Tonne fehlt noch) zu müde sind, um sich vom Fleck zu rühren. Denn wenn der sich in Bewegung setzen würde... Wir denken mal nicht dran. Sie gähnen, schubsen einander, rollen sich auf den Rücken und dösen wieder ein. Sie öffnen ein müdes Auge und schliessen es wieder. Sie müssen noch etwas zunehmen, sie sind ja noch so klein, sie müssen den Rüssel noch wachsen lassen, den seltsamen. Sie sind noch etwas unfertig... Dafür aber schön ruhig.

 

Es ist jetzt Zodiac-Zeit.

 

 

Dienstag, 17.02.2015

 

Immer noch Süd-Georgien...

 

Um uns ragen die 2´000er, von Schnee und Eis bedeckt, aber weiss sind nicht nur die Gipfel. Eine Million Könige scheint die Bucht zu bevölkern, Krönchen ohne Ende schäumen vorbei. 40 Knoten Wind blasen uns frühlingshaft lau um die Ohren, die Sonne glitzert im türkisfarbenen Meer, es ist Wind-Zeit.

 

Ich habe auf die Pinguine verzichtet heute Morgen und war nicht die Einzige. Die Zodiacs tanzten auf dem Wasser, die Gischt spritzte über die Köpfe hinweg, es war nass, unten wie oben, so berichteten die wenigen Mutigen. Die Pinguine waren wie immer, die Robben auch und selbst von den See-Elefanten gab es nichts Neues zu berichten.

 

Aus der Observation-Lounge beobachteten wir das rote Treiben und der eine oder andere Fotoversuch an Deck genügte vollends. Mini-Tornados jagten hin und wieder übers Wasser. Träge wie See-Elefanten liessen wir die Landschaft an uns treiben, ein bisschen nach links, ein bisschen nach rechts... Da, plötzlich, ein Boot!

 

Steuerbord tuckerte ein Segelboot gemütlich durch die Wellen, die Segel wohlweislich eingeholt. Die Nase mal hoch in die Luft und mal tief in die Welle, dass es eine Freude sein musste. Zwei verrückte Eingeborene? Wir werden es nie wissen, denn sie tuckerten unbeirrt davon, weg von unserer wiegenden und rollenden Behausung.

 

Aber bald ist Grytviken in Sicht, mit seinem Friedhof, seiner Kirche, seiner Post, seinem Shop, seinem ganz persönlichen Migrationsamt und oh Wunder: Seinen Pinguinen, seinen Robben, seinen See-Elefanten...

 

Unsere letzte Begegnung mit der Zivilisation für längere Zeit.

 

  

Freitag, 20.02.2015

 

In der Nacht vom 17. auf den 18. haben wir die Grenze zur richtigen Antarktis endlich überquert. Wer aber nun denkt, wir würden nun pausenlos durch haushohe Eisberge, von deren Dächern die Pinguine quiekend und schnatternd auf uns herunterschauen würden, der muss nur einen Blick auf die Vorauskamera werfen: Da ist nichts. Nichts als Wasser, Wolken, Wellen und ein paar Seeschwalben.

 

Dabei fing der Tag gestern so vielversprechend an: Tafeleisberge links und rechts und Eisklümpchen hier und da, genau passend zu den Minustemperaturen, die uns plötzlich überfallen haben. Sonnenstrahlen, die durch den Nebel hindurchdringend das Eis hin und wieder wie von Persil gewaschen aufleuchten liessen.

 

Kaum davon erholt und die paar Bilder aussortiert, kam die nächste Überraschung. Eine Horde Zügelpinguine hüpfte durch die Wellen mit dem Schiff um die Wette. Wer nun meint, sie hiessen so, weil sie so gerne von einer Scholle zur anderen umziehen würden, der irrt sich. Nein, es ist der feine Streifen von Kinn zu Ohr, dem sie den lustigen Namen zu verdanken haben.

 

Dann kam die schlechte Nachricht. Schon lagen die Süd-Orkney-Inseln vor uns mit ihren Bergen, ihren Adelie-Pinguinen und ihrer einsamen Forschungsstation. Schon lagen auf dem Bett die Tausend Schichten bereit, die man für einen Ausflug in die Kälte braucht. Aber der Mensch plant und die Natur entscheidet. Aus dem Ausflug wurde nichts! Der Grund? Ein bisschen Eis, das sich in der Bucht zusammengefunden hatte und den Zodiacs keine Chance liess.

 

Wir mussten schweren Herzens umdrehen. Aber viel dümmer war das für die Forscher in ihrer einsamen Station. Sie mussten nicht nur auf unsere nette Gesellschaft verzichten, sondern auch auf den langersehnten Besuch des Versorgungsschiffs, das gerade versucht hatte, ihnen den Salat, die Bananen und den Schnaps abzuliefern. Ohne Erfolg. Ankern unmöglich. Dann bleibt es wohl bei der Tiefkühlpizza aus dem Garten...

 

Die Vorderseite dieser Medaille kommt aber schneller als erwartet: Wal-Alarm! Alles stürzt sich auf die Kamera, die Mutigen aufs Deck, die anderen in die Observation Lounge, man drängelt und kämpft um einen Platz in der ersten Reihe. Da spritzt es und dort, man weiss nicht wo einem der Kopf steht, da springt was Graues aus dem Wasser, ein grosses dunkles Etwas, die Kamera fokussiert hier und dort und weiss nicht, was man denn will. Hektik ist ausgebrochen, Fluchen, Jauchzen, jeder will das Foto des Jahres schiessen. Die dunklen Etwas kommen näher, es spritzt auf allen Seiten, kann denn diese blöde Kamera nicht mal sich auf das Eine konzentrieren? Und mehr noch: Könnte der Kapitän dieses lästige Schaukeln nicht für ein Mal abstellen, damit man endlich in Ruhe fotografieren kann?

 

Da, plötzlich, eine schwarz glänzende Schwanzflosse, stolz in den Himmel ragend und weg ist sie. Und nochmals, zum Greifen nah! Man knipst was das Zeug hält und hofft auf ein fotografisches Wunder.

 

Das werden wir sehen.

 

Was wir auf jeden Fall gesehen haben, war die Krönung des Tages: Tafeleisberge, 38 m hoch, riesig lang, blau gestreift, wie mit dem Messer abgeschnitten, liegen sie still in der Unendlichkeit des Ozeans herum. Im Nu sind alle in den Booten, der Kälte und Gischt zum Trotz und prompt taucht auch eine lustige hüpfende Begleitung neben unseren Booten auf. Unsere Zügelpinguine.

 

Kaum auf dem Schiff zurück, die eiskalten Hintern wieder in der Wärme, eine erneute Erscheinung. Steuerbord gleitet ein sanft abfallender Eisberg an uns vorbei, übersät mit Läusen!

 

Pardon, diese Läuse sind natürlich Pinguine, die den Abhang hinaufzappeln, rutschen und es wieder versuchen, die von blossem Auge nicht aber von der jämmerlichen Kompaktkamera als solche erkannt werden können...

 

Wie der Kapitän sagte: Man kann nicht immer alles fotografieren...

 

In der Zwischenzeit tuckern wir - wie vom Kapitän seufzend verkündet - viel zu langsam Richtung Süd-Shetland-Inseln. Schuld ist die Dünung, in welche das Schiff immer wieder Nase voran eintaucht. Dabei sind die Wellen gerade mal zwei Meter hoch, also nicht der Rede wert.

 

Ob Elephant Island, wo Shackletons Männer einen ganzen Winter lang unter zwei umgedrehten Booten auf Rettung warteten, der Rede wert ist, werden wir noch sehen.

 

 

Montag, 23.02.2015

 

Es gibt den Seegang, manchmal leicht und manchmal schwerer, wie gerade jetzt. Es gibt die abendlichen sechs Gänge (Vorspeise, Süppchen, Zwischengericht, Sorbet, Hauptgericht und Käse oder Dessert); es gibt die langen Gänge, die auf jedem Deck gleich aussehen. Und es gibt die Landgänge.

 

Ein Landgang, das ist dann, wenn man endlich wieder festen Boden unter den Füssen bekommen kann, wenn auch manchmal einen ziemlich nassen, ziemlich matschigen, ziemlich rutschigen. Ein Landgang, das ist das, was uns Passagiere jedes Mal aufs Neue in Aufregung versetzt. Nein, nicht wegen der Pinguine, die wir endlich (wieder) zu Gesicht bekommen, sondern wegen der Logistik.

 

Es gibt 180 Passagiere und 14 Zodiacs à 8 Plätzen. Auch wer nicht rechnen kann, versteht, dass das ein bisschen geordnet ablaufen muss, wollen nicht die einen oder anderen an Land schwimmen...

 

Deshalb gibt es wohl seit es Hapag Lloyd Kreuzfahrten gibt, auch eine ganz sinnvolle Gruppeneinteilung: rot, blau, gelb und grün. Ich bin Gruppe gelb, zusammen mit ein paar Dutzend anderen, versteht sich. Gibt es einen Landgang, wird jede Gruppe für sich aufgerufen. Ganz einfach, könnte man denken. Aber dem ist nicht so.

 

Man muss nämlich bereit sein. Und hier beginnt das Problem. In der Kabine hat man seine Thermo-Unterwäsche, seine Thermo-Überwäsche, die Fleece-Jacke, die Hosen, die Regenhosen, die dicken Socken, den Schal, den Parka vielleicht schon angezogen und wartet seit zehn Minuten in voller Ausrüstung, beweglich wie ein Pinguin, auf dem Sofa gefläzt auf den erlösenden Aufruf:

 

Verehrte Gäste, Gruppe Gelb ans Side Gate!

 

Bewegung kommt in die Kabinen. Denn jetzt kommt Teil zwei der Vorbereitung: Im Kämmerchen vor dem Side Gate liegen unsere Gummistiefel und die Schwimmwesten bereit. Und die muss man ja auch noch anziehen. Im schmalen Gang des Amundsen Decks kommt es zu Zwischenfällen. Schlangen stehen schon in voller Montur und versperren den Weg zum Kämmerchen. Dann kommen jene heraus, die es geschafft haben, ihre Stiefel und Westen zu behändigen. Und wir wollen auch noch hinein...

 

Es ist ein Gedränge, ein Gefluche, ein unfreundliches Wort ergibt das andere. Man bezweifelt, ob der dicke Alte da auch gelb ist, vielleicht ist er rot und will sich nur vorzeitig hereinschmuggeln. Vielleicht ist die angemalte Tussi aber blau und hat ihren Aufruf verpasst? Alles möglich.

 

Die Kreuzfahrtleitung muss eingreifen. Zurücktreten bitte! Sind Sie gelb? Nein? Dann warten Sie, bitte. Stehen Sie an der Wand! Lassen Sie die Leute durch! Es ist ein Kindergarten voller Rotjacken, alle eigentlich alt genug, um zu wissen, wie man sich benehmen könnte. Aber wir leben mit der ständigen Angst:

 

Den Aufruf zu verpassen! Wenn die Warterei länger dauert, der Lautsprecher länger schweigt, wirft man sich aufs Telefon: Hast du unseren Aufruf gehört? Wir wären doch langsam dran. Nein, ich habe nichts gehört, warten wir halt noch... und schwitzen schon mal ein bisschen vor uns hin.

 

Eine Bange Zeit. Man will den Anschluss nicht verpassen, man will mit Mann und Freunden, mit den Tischnachbarn an Land, man will den bissigen Robben nicht alleine in die Kugelaugen blicken, man will dem See-Elefanten in Formation begegnen - denn gemeinsam ist man auch stark.

 

Endlich steht man auch an seinem Platz in der Schlange. Aber schon kommt die nächste Hürde: Das Auschecken. Mühsam kramt man die Bordkarte aus der noch etwas feuchten Jackentasche und zieht sie durch den Scanner. Nichts passiert. Man versucht‘s nochmal. Immer noch nichts. Die gereizte Kreuzfahrtleiterin scannt sie also eigenhändig ein und endlich ist man ins Freie entlassen. Mühsam steckt man die Karte wieder ein im beruhigenden Wissen, dass wenn man sich bei der Rückkehr nicht wieder eingecheckt hat (weil der Scanner sich weigerte oder weil man beschlossen hat seine restlichen Tage auf Elephant Island zu verbringen), man im ganzen Schiff ausgerufen wird. Kabine 215, bitte melden Sie sich an der Rezeption!

 

Bis heute musste noch keine Suchaktion gestartet werden.

 

Endlich darf man aufs Zodiac. Es ist von Vorteil, wenn man etwas Gleichgewichtssinn mitbringt. Auf der engen Plattform stehen zwei starke Matrosen bereit und auf dem auf und ab tanzenden Zodiac der/die FahrerIn. Mit festem Matrosengriff packt man die Unterarme der Matrosen und sie uns, ein Schritt auf den ergonomisch abgerundeten Rand des Bootes, ein Schritt auf den bereitgestellten Schemel, ein Tritt ins Boot hinein und... plumps. Schneller als einem lieb ist, sitzt man schon auf dem schön nassen Bord und packt entsetzt die Leine, die von Salzwasser getränkt den Zodiac entlang führt. Das ist unsere einzige Rettungsleine, unsere Reling.

 

Von Welle zu Welle hopsen wir dem Ufer entgegen, wo wir beherzt ins Wasser springen, immer mit dem Blick zum Meer. Es könnte ja eine bissige Robbe plötzlich auftauchen, oder ein See-Leopard, der uns mit einem Pinguin verwechseln könnte oder einfach nur eine nette kleine nasse Welle!

 

Die letzte Hürde des Landgangs kommt, wenn der Zodiac wieder auf und ab hüpfend vor der Plattform am Schiff zu halten versucht. Der Fahrer ergreift meinen Arm, ich seinen, ich stehe auf und schwanke. Ein Tritt auf den Schemel, ein Fuss auf den Bord, schon strecken die Matrosen mir die Arme entgegen... Eine Welle hebt das Boot, wir taumeln, zwischen Boot und Plattform öffnet sich der Abgrund, ein sehr nasser, sehr tiefer Abgrund! Take your time, ruft der Matrose und ja, mach ich, Pinguine, auch rote oder gelbe, sind keine Akrobaten. Dann nutze ich die Gunst der Sekunde. Die Welle ist vorbei, hopp ein Schritt hinauf, sie ziehen und ich bin an Land; pardon an Schiff.

 

Und habe wieder festen, festeren Boden unter den Füssen. Landgang beendet.

 

 

Dienstag, 24.02.2015

 

Ich bin völlig in Verzug. Am 21.02.2015 habe ich den ersten Fuss (und dann den zweiten, wegen des Gleichgewichts) auf den antarktischen Kontinent gesetzt! Für diese nicht unbeachtliche Leistung (Zodiac, nasse Anlandung) habe ich eine Urkunde erhalten...

 

Aber es kommt noch besser. Diese Nacht, um Mitternacht, haben wir den südlichen Polarkreis überschritten (überfahren? überschippert?). 66° 33 Minuten (oder so). Und nun sind wir endlich in eisigen Gefilden unterwegs. Eisgekühltes Wodka in Hülle und Fülle, es kann sein, dass mein Bericht etwas Schräglage bekommt. Eiszapfen an der Reling, ein paar Eisbrocken in der Ferne und manchmal auch näher, endlich mal ein richtiger antarktischer Sommer, wie er im Katalog steht.

 

Wir haben das Ereignis gebührend gefeiert, auf 68° und 12.5 Minuten, mit einer eisigen Würstchenparty auf Deck bei eisigem Wind, natürlich in Parka, Handschuhen und dicken Stiefeln und eben besagtem Wodka.

 

Leider wurde das eisige Unternehmen vom eisigen Wind etwas gebremst. Die Anlandung auf Horseshoe Island fiel ins kronenreiche Wasser. Nur der bedauernswerte Expeditionsleiter hatte das Vergnügen, die Möglichkeit der Anlandung zu prüfen und sich von einer Welle nach der anderen begiessen zu lassen und für die kurze Strecke eine halbe Ewigkeit zu brauchen.

 

Uns zahlenden Gästen war das nicht zuzumuten. Der Wind trieb das Eis hierhin und dorthin und auch wenn wir die Insel erreicht hätten, wäre die Rückkehr etwas ungewiss gewesen; wer will aber schon in Shackletons Spuren treten und hier mal kurz überwintern?

 

Die Party war ein guter Ersatz, finde ich. Und auf dem Weg zu einer anderen netten Insel, diesmal ganz ohne Pinguine, Elefanten und sonstiges unnötiges Getier, ja sogar ganz ohne Algen oder sonst was Lebendiges, konnten wir einige nette kleine Eisberge bewundern. Ganz wie in Grönland ist es nicht, aber diese Welt aus Felsen, Meer und Eis ist auch nicht ganz zu verachten.

 

Wer will, kann sich also die Anlandung auf diese eisbedeckte Insel antun; ich aber sitze lieber in der halbwegs warmen Kabine und schreibe euch diesen kleinen Bericht....

 

Es besteht auch die Gefahr der Unterkühlung, nach all dem fast unfreiwillig genossenen Wodka und das wollen wir doch verhindern.

 

Eisig war es aber eigentlich schon auf Elephant Island, noch vor dem antarktischen Kontinent, ja vor dem Polarkreis. Schroffe dunkle Felsen ragen aus dem unruhigen Wasser, dicke Gletscher fallen ins Meer, Pinguine hocken am Ufer, auf den Riffen, die Brandung schäumt, der Schneesturm fegt uns ins Gesicht und oben auf einem Felsen lauert der See-Leopard. Und dort, genau dort, verbrachten Shackletons Männer einige eisige Monate, ganz alleine, darauf hoffend, dass Shackleton die 1300 km nach Südgeorgien mit seinem Ruderboot und seinen fünf Leuten schafft und dort die ersehnte Hilfe findet.

 

Sie hatten Glück und kamen am Ende alle wieder nach Hause.

 

Und wir nach einer eisigen und nassen Zodiacfahrt wieder aufs Schiff. Haben wir es schön.

 

 

Mittwoch, 25.02.2015

 

Es kam gestern wieder mal anders, als erwartet.

 

Der Wecker jagte mich um sieben aus dem Bett, um 7.30 Uhr sass ich am Frühstückstisch, noch nicht ganz wach, noch nicht ganz motiviert. Denn wir waren noch gar nicht dort, wo wir um diese Zeit hätten sein sollen. Schuld daran war natürlich nicht der lahme Kahn mit seinen 16 Knoten. Knoten? Nein, das ist nicht das, was man beim Knöpfe-Annähen macht oder in den Haaren hasst. Nein, ein Knoten, das ist eine ganz lustige Geschwindigkeitsangabe und stammt aus der Zeit, als die Pferdestärken nur über Land und nur vor einer Kutsche oder so gespannt tuckerten und auf See also unbekannt waren. Da musste man sich natürlich anders behelfen und etwas Kreativität entwickeln. Vielleicht kam also einer, knüpfte in regelmässigen Abständen Knoten in ein Seil, spannte es über den Ententeich, fuhr dem Seil entlang mit seinem ferngesteuerten Segelboot und mass an seinem Handy die Zeit, die das Boot für die paar Knoten brauchte. Oder vermische ich da was?

 

Wie auch immer: Weil wir in der Nacht zu wenig Knoten hatten oder das Seil zu kurz war, stand unsere Anlandung in der Horseshoe-Bay auf dem Spiel. Acht Uhr oder vielleicht 9 oder gar 10 Uhr, wir wussten nicht, wann wir uns am Side-Gate würden einfinden müssen.

 

Man wartete und wartete, trank Cappuccino und Tee und wieder Cappuccino, entschied sich irgendwann ganz selbstständig mal in die volle Montur zu steigen, man weiss ja nie! Man irrte, da die Montur doch etwas warm ist, draussen von einem eisigen (man erinnert sich) Deck zum anderen, hinauf und wieder hinunter und doch wieder hinauf, spähte nach dem angekündigten Hufeisen, erwog, die Montur doch wieder abzunehmen... Plötzlich! Das Hufeisen aus Fels und Eis, mit neckischen Eisbergchen hier und dort! Die Hoffnung steigt, doch:

 

Der Wind jagt die Wellen durch die Bucht, dass die Eisklötzchen tanzen. Auch das Scout-Boot tanzt einem ungewissen Ufer entgegen. Der Lautsprecher ist verstummt. Man wartet. Und wartet.

 

Und dann: In der Ferne ein schwarz-gelbes Pünktchen auf den Wogen. Der Punkt wird grösser, schleppt sich in einer Gischtwolke mühsam voran. Es ist das Scout-Boot. Und nun sieht man: Welle über Welle übergiesst den bedauernswerten Expeditionsleiter und den Fahrer.

 

Eine nasse, eine sehr nasse Anlandung wäre das gewesen.

 

Uns bleibt die Sicht auf die Felsen, die Berge, die Eisberge, die Wellen, das Gefühl von eisiger Freiheit auf dem obersten Deck, die eingefrorenen Bilder, pardon Finger und die warme Bouillon in der Observation Lounge.

 

Fortsetzung folgt, denn jetzt ruft bald der in Schneetreiben versunkene Lemaire-Kanal. Und hoffen darf man ja (siehe oben).

 

 

Donnerstag, 26.02.2015

 

Ein paradiesischer Abschluss

 

Vor zwei Tagen noch trieben Schnee und Nebel unseren Kapitän und ganz besonders unseren Kreuzfahrtdirektor zur Verzweiflung. Der berühmte Lemaire-Kanal mit seiner engen natürlichen Fahrrinne, seinen schneebedeckten Gipfeln, die sich im stillen Wasser spiegeln, war in weisses Nichts versunken. Weisse Schatten glitten im weissen Treiben an uns vorbei, das Wasser verband sich mit dem Himmel zu einem grauen Schleier, so schlimm war es noch nie gewesen! Schweigend liessen wir die weisse Enttäuschung an uns vorbeiziehen und in weisses Nichts entschwinden.

 

Übrig blieb nur das Foto im Katalog.

 

Der Tag schien also unter einem schlechten Stern zu stehen. Er wollte und wollte sich nicht aufhellen, es war wie einer dieser Ski-Ferien-Tage, an denen man keinen Fuss aus der Hütte setzen mag und trübsinnig in die weiss flimmernde Welt vor den Fenstern blickt.

 

Wir tuckerten gegen Norden, alle Hoffnungen auf einen würdigen Abschied von dieser eisig-schönen Welt auf Halbmast.

 

Und dann kam - wie so oft auf dieser Reise - alles anders!

 

Auf ein Mal lüfteten sich die nebligen Schleier, das Schneetreiben fand ein Ende, Sonnenstrahlen wagten sich hervor und da war sie: Paradise Bay! Eine stille Bucht, übersät mit grossen und kleinen Eisbergen, blau schimmernd, überpudert mit frischem Schnee, umgeben von einer weissen Gebirgswelt. Ein mächtiger Gletscher ergoss sich ins Wasser, das an der Oberfläche bereits gefror. Der Winter lugte schon hervor.

 

Und noch was anderes lugte hervor: Buckelwale! Neben unserem Zodiac, gemächlich auf- und wieder abtauchend, zogen sie unbeirrt ihres Weges, winkten zum Abschied mit der Schwanzflosse und waren verschwunden. Ein nachträglicher Schrecken erfasste uns. Was, wenn sie am falschen Ort aufgetaucht wären, uns wie ein lebendiges Karussell in den Himmel geschleudert und uns ins eisige Verderben geschickt hätten?

 

Glück gehabt.

 

Und noch mehr Glück!

 

Malerisch hingeworfen posierten hier eine Robbe auf einer Eisscholle und dort zwei andere. Und dann, auf seiner Scholle ein See-Leopard! In seinem Schlaf gestört, regte er sich, hob den Kopf und öffnete weit sein räuberisches Maul. Welche Aufregung auf dem Zodiac. Man knipste was das Zeug hielt. man stand auf und kniete, man kämpfte um das beste Bild, während der See-Leopard verwundert auf diese seltsamen Wesen blickte und sich wohl wünschte, diese würden endlich in die Stille dieses verschneiten Abends verschwinden.

 

Mit diesem letzten Erlebnis in der Paradise Bay, die ihrem Namen alle Ehre machte, nahmen wir dankbar und etwas wehmütig Abschied von einer unglaublich wilden, verlassenen und schönen Welt, die kein Mensch bisher zähmen konnte.

 

 

Freitag, 27.02.2015

 

Der gestrige Bericht hätte auch der Abschlussbericht sein sollen, aber besondere Umstände schreien nach einem besonderen Bericht :-).

 

Ich dachte schon, die Drake Passage - ja, da sind wir also schon - würde doch nicht halten, was die Prospekte und Youtube versprachen. Seit dieser Nacht dümpelten wir bei nur 2.5 m hohen Wellen, mit gemütlichem Südwestwind dahin, es schaukelte uns nett in den Schlaf...

 

Der Morgen schien schon ein bisschen bewegter, aber keines Berichts wert. Jetzt aber ist endlich Bewegung in die Sache gekommen! Und ich habe einen Logenplatz...

 

Vor meinen Bullaugen türmen sich Berge von Wasser, sie kommen angerollt wie See-Elefanten in voller Fahrt, der Horizont verschwindet hinter einer Wolke aus Gischt, blau-weiss verschwimmt der graue Himmel, Täler graben sich tief in die Fluten und schon baut sich in der Ferne eine neue Woge auf und lässt unseren Kahn erbeben.

 

Die Wasserflasche rollt zu Boden, das Besteck, unser schwankendes Heim ächzt und knarrt und rollt, dass keiner mehr ohne Hilfe seiner Hände laufen kann. Und schon donnert es gegen meine Kabine, als wären wir mit einem Wal kollidiert.

 

Ich bin zufrieden. Da hat man was fürs Geld. Jetzt gehe ich mal in die Observation Lounge, um zu sehen, wie es von oben aussieht und zu spüren, ob ich jetzt doch seekrank werde...

 

 

Nachtrag

 

Ich bin natürlich nicht seekrank geworden und bereit für die nächste Reise, hoffentlich wieder mit Bettina!

 

 

Eure Carine